Kommunalpolitische Kolumne zum Verkehr in Herrenberg

Ist das Herrenberger Verkehrsproblem lösbar?

 

An Versuchen und Ideen das Herrenberger Verkehrsproblem zu lösen hat es in der Vergangenheit nie gefehlt. Teillösungen wurden umgesetzt, aber der große Wurf ist bisher nicht gelungen.

Der Gemeinderat und die Verwaltung machen nun basierend auf verschiedenen Lösungsvarianten einen neuerlichen Versuch eines ganzheitlichen Lösungsansatzes.

Geplant ist dafür im November eine Klausurtagung.

Um was geht es?

Nach meiner Einschätzung ist dies die letzte Change um in der Vergangenheit verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Es gilt die Standortqualität für Handel und Gewerbe, für Wohnen und Leben, für Einkaufen und Flanieren und nicht zuletzt auch für den Tourismus nachhaltig zu verbessern.

Mit neuen Straßen oder Straßenführungen ist dies alles nicht automatisch zu leisten. Aber vernünftige, zukunftsorientierte und mutige Entscheidungen dazu, sind ein wesentliches Fundament dafür. Straßen und Verkehrsverbindungen sind nun mal die Adern über die wir uns alle bewegen; um zur Arbeit zu kommen, um einzukaufen, um Freizeit zu gestalten und nicht zuletzt um zusammen zu kommen.

Es ist auch klar, dass mit neuen Straßen oder Straßenführungen das Verkehrsaufkommen insgesamt nicht reduziert wird, sondern es wird Verkehr verlagert. Dies bedeutet, dass in gewollten Bereichen der Verkehr abnehmen und in anderen Bereichen zwangsweise der Verkehr zunehmen wird. Dass Letzteres bei den betroffenen Anwohnern Widerstand erzeugen wird, ist nachvollziehbar. Ich hoffe jedoch, dass durch Berücksichtigung von Einzelinteressen ein ganzheitlicher Lösungsansatzes nicht verhindert wird, denn Gemeinwohl geht vor Einzelwohl. Gleichwohl müssen durch Lärmschutzmaßnahmen und Trassenoptimierungen unvermeidbare erhöhte Verkehrsbelastungen minimiert werden.

Dass dies alles nicht zum Nulltarif zu bekommen ist liegt auf der Hand.

Die Entscheidungsträger müssen zweifach Mut beweisen. Zum einen, gegen Einzelinteressen die beste Trassenführung durchzusetzen und zum anderen vor großen Finanzierungherausforderungen nicht zurückzuschrecken.

Gerade jetzt, da große städtebauliche Strukturmaßnahmen anstehen wie Seeländerareal,  BayWa-Gelände, neue Baugebiete, altes Freibadgelände um nur die wichtigsten zu nennen darf man in den Verkehrsfragen nicht zu kurz springen, sondern muss den großen Sprung wagen.

Es ist ausdrücklich zu begrüßen, dass betroffene Bürgergruppen, wie zum Beispiel der VFL,  hierzu eigene konstruktive Vorschläge einbringen; unabhängig ob diese dann auch in vollem Umfang schlussendlich berücksichtigt werden können. Ich hoffe dies macht Schule und es wird nicht nur Initiativen gegen „die Straße vor der eigenen Haustüre“ geben.

Die Ausgangsfrage war: Ist das Herrenberger Verkehrsproblem lösbar?

Ich meine JA, mit Mut, mit Weitsicht und ohne Ideologie sind die richtigen Antworten zu finden.

Es gilt nicht das kleinste Übel zu wählen, sondern für Herrenberg und seine Bürger die beste und machbare Lösung zu finden und diese umzusetzen. Ich hoffe für uns und zukünftige Generationen, dass dies den Entscheidungsträgern jetzt gelingt.

 

Eugen Schuker

Stadtrat der Freien Wähler Herrenberg

Veröffentlicht im Gäuboten am 28.10.2014